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S Ü D E N G L A N D R E I S E vom 10. bis 17.05.2016

Am 10. Mai um 5 Uhr in der Frühe starteten 36 Teilnehmer -zwei gesellten sich auf der Insel noch hinzu- zu einer, laut Fahrer Peter, (ohne Fähre-Strecke Calais-Dover) 2930 km langen Busfahrt der SNH in die landschaftlich und sozial privilegierten südlichen Grafschaften Englands. Üblicherweise ist das Wetter im Urlaub „die halbe Miete“: Nur an den beiden ersten Tagen war es etwas dunstig, ansonsten hatten wir sonniges und warmes Wetter.

Etliche verbrachten die Fähre-Überfahrt von Frankreich nach England an der frischen Luft auf dem Achterdeck in Erwartung des berühmten Kreidefelsens von Dover, der aber nicht so weiß wirkte wie auf Bildern dargestellt. Für die erste Überraschung auf der Insel sorgten die für unsre Verhältnisse sehr großen Schafherden (schwarze Gesichter und schwarze Beine) auf üppig grünen Weiden in dem für die Landschaft typischen Heckenlabyrinth.

Ein Höhepunkt war der kleine Ort Rye - an dem die Zeit spurlos vorbei gegangen zu sein schien - mit seiner idyllischen M e r m a i d S t r e e t (Natursteinpflaster, kleine mittelalterliche Fachwerkhäuschen, normannische Kirche auf altem Friedhof). Nach ca. 14-stündiger Fahrt erreichten wir unsre erste Bleibe, das Hotel YORK HOUSE in EASTBOURNE, nur durch eine Straße von Kieselstrand und Wasser getrennt. Endlich Zeit für ein Bier, das man sich hier auf der Insel selbst an der Bar holt: ein pint (etwas mehr als ein halber Liter), egal ob Ale, Lager oder Stout!

Der zweite Tag war dem benachbarten berühmten Seebad BRIGHTON gewidmet. Früher verkehrte hier der Adel, heute jedermann und die großen Parteien halten hier ihre Kongresse ab. Vormittags besichtigten wir den pompösen R o y a l P a v i l i o n, das Phantasieschloss von Georg IV, sicherlich nicht der Geschmack eines jeden! Der bekannte P i e r erwies sich als ohrenbetäubende Spielhalle für Jugendliche, so dass der nachmittägliche Besuch des S h e f f i e l d P a r k s, eine typisch englische Gartenanlage aus der Mitte des 18. Jahrhunderts - bei uns übrigens nachgebaut z. B. in Kassel die Wilhelmshöhe oder in Muskau der Fürst-Pückler-Park - eine wahre Erholung war.

Der dritte Tag bescherte uns eine 480 km lange Fahrt westwärts nach Cornwall. Unterwegs besuchten wir in der Universitätsstadt EXETER die G i l d e h a l l aus 1466 (heute Rathaus) und die überwältigende romanisch-normannische K a t h e d r a l e St. P e t e r, für deren Besuch leider zu wenig Zeit war. Hier seien lediglich das 96 m lange ununterbrochene mittelalterliche Steingewölbe, die astronomische Uhr von 1464, der mächtige Lettner oder der hohe bischöfliche Holzthron in Erinnerung gerufen! Weiter ging es zum Atlantik nach PORTH, unser Domizil für drei Nächte. Das Hotel SANDS RESORT hatte geräumige Zimmer, u. a. auch ein intaktes Hallenbad und eine traumhafte Lage auf den Klippen direkt am Atlantik. Die unbeschreiblich schönen Spaziergänge auf den Klippen werden wohl allen in bester Erinnerung bleiben.

Nach dem vorigen „Koffertag“ hatten wir am Freitag wieder etwas Muse und einen herrlichen Sonnentag verdient. Einige stillgelegte Zinnminen säumten den Weg zu einem feinen Sandstrand vis à vis der Trauminsel ST.MICHAEL´S MOUNT, dem Pendant zum französischen Mont St. Michel der Normandie. Nächster Höhepunkt war unbestritten das Anfang des vorigen Jahrhunderts von privater Hand direkt an der Steilküste in den Fels gehauene und steil abfallende MINACK THEATRE. Wir kletterten herum, genossen inmitten traumhaften Blumenschmucks den weiten Blick aufs Wasser und sahen vor unsrem geistigen Auge eine Freilichtaufführung Shakespeares in diesem Theater… Die Schwärmerei verging einem bei der überlaufenen Abzocke LAND`S END, unsrer nächsten Station, dem westlichsten Punkt des britischen Festlandes, wo sich Kanal und Atlantik begegneten. Dann kam wieder eine Perle: Der Künstlerort ST. IVES am Atlantik, wo wir im edlen Golfhotel Tregenna eine typisch englische Teestunde über uns ergehen ließen um anschließend gemeinsam zum malerischen Hafen zu wandern, wo gerade Ebbe war.

Am 5. Tag fuhren wir nordwärts nach PADSTOW zum 424 Jahre alten, vielen aus den ZDF-Filmen von Rosamunde Pilcher her bekannten, Tudor-Herrenhaus P r i d e a u x. Die Besitzer geben aus pekuniären Gründen einige Räume zur Besichtigung frei. Das Haus hat ein eigenes Flair: Es ist halt bewohnt und keineswegs steril wie sonst solche Häuser wirken, etwas abgenutzt und verstaubt. Man glaubte in den Räumen die Bewohner nur um Minuten verpasst zu haben! Es gehört zum National Trust, dem größten britischen Grundbesitzer (gegr. 1894), der das Objekt bestmöglichst intakt hält und der Familie lebenslanges Wohnrecht gewährt. Wenn bislang noch nicht geschehen, probierten wir anschließend im Fischerhafen von Padstow das Nationalgericht Fish and Ships (es schmeckte übrigens den meisten gut). Letzte Tagesstation war der Atlantikort TINTAGEL, bekannt als angeblicher Geburtsort des keltischen Sagenkönigs A r t u s, wobei sich hier Historie und Mythen kräftig vermischten. Oben auf dem Fels befanden sich Burgreste aus dem 13. Jahrhundert, darunter im Wasser die abenteuerliche Höhle des Zauberers Merlin, zu der die Wagemutigen hinabstiegen. Auf der Rückfahrt nach unsrem Ausgangspunkt Porth passierten wir das bekannte B o d m i n M o o r.

Der Pfingstsonntag war wieder ein sog. Koffertag: Es ging ostwärts zur 4500 bis 5000 Jahre alten Kultstätte STONEHENGE, deren Sinn letztendlich immer noch unklar ist. Vermutlich war sie Opferstätte und auch eine Art astronomischer Kalender. Da die Erbauer in der Steinzeit hier weniger gebildet waren als vergleichsweise die Ägypter damals, hinterließen sie keine Schriftzeichen, die uns heute in der Deutung weiterhülfen. Ohne in die Details zu gehen: Der Eindruck dieser im Kreis angelegten Steinkolosse war einfach überwältigend! Gestärkt durch die von Fahrer Peter servierten „ Würstel“ fuhren wir weiter ostwärts nach CROYDON/London zum 12-stöckigen Hotel JURYS INN. Welch` ein Kontrast zwischen der archaischen Steinzeit von Stonehenge und den modernen, teils utopischen Glaspalästen der 8-Millionenstadt London!

Übrigens wird LONDON jährlich von 16 Millionen Touristen besucht und das merkten wir auch am darauffolgenden Vormittag auf unsrer Stadtrundfahrt durch die quirligen Stadtteile W e s t e n d und C i t y, Hyde Park, Picadilly Street und -Circus, Trafalgar Square, Strand, Fleet, St. Paul´s Cathedral und das Bankenviertel waren einige markante Stationen. Am berühmten Tower durften wir kurze Zeit den Bus verlassen um danach an Parlament und Westminster Abbey vorbei westwärts ins idyllische WINDSOR zu fahren - erneut ein Gegensatz zur Großstadt London! Einige besuchten das Schloss, begegneten der Königin aber nicht, obwohl diese zufälligerweise wegen ihrer Geburtstagsfeier anwesend war. Der Rest der Truppe spazierte hinunter zu den Auen und Schwänen der Themse (die hier mit der Londoner Themse nichts gemein zu haben schien) und entspannte in den kleinen Gassen bei Kaffee und Cappuccino. Nach dem Abendessen ließ es sich ein „eiserner Kern“ nicht nehmen am letzten gemeinsamen Abend noch einen Pub zu besuchen.

Dienstag war Rückreisetag. Bereits um halb acht verließen wir London in Richtung Dover, wo wir unsre Uhren wieder eine Stunde vor, auf die MEZ, umstellen mussten. Bevor wir am Abend praktisch zur vorgegebenen Zeit Hofheim erreichten, drückten die Teilnehmer dieser wunderbaren Reise noch ihren Dank aus an den Führungsstab Gisela Tan, Hartmut Hahn und Fahrer Peter.

Wir hatten in dieser Woche etwas Großartiges erlebt. Viele Eindrücke wie das satte Grün mit seiner typischen Heckenumrandung und die engen Backstein-Reihenhäuschen „two up, two down“ (für Nichtteilnehmer: zwei Zimmer oben, zwei Zimmer unten) werden im Gedächtnis bleiben!

Südenglandreisen werden von vielen Veranstaltern angeboten. Ich bin jedoch fest überzeugt: Keiner hätte uns so gut betreut und umsorgt wie Gisela Tan und Hartmut Hahn. Erneut ein großer Dank an dieser Stelle!

NACHSATZ: Um den Rahmen nicht zu sprengen, wurde hier ebenso bewusst auf Beobachtungen am Flüchtlingslager von Calais und bei der dortigen Passkontrolle(!) wie auf, bei der Reiseführerin Barbara hinterfragte, Themen (z. B. Brexit, kostenfreies Gesundheitswesen, Wohlfahrtsstaat oder etwa Ober- und Unterhaus und vieles mehr) und auf historische Fakten verzichtet.

 

Dr. Siegfried Schuck / Mai 2016

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