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Vom Lago Maggiore auf den Mottarone

Ein Tag ohne offizielles Programm. Es ist grau-neblig, wolkenverhangen und ohne Bergblick. Kurzentschlossen geht es morgens zur Isola Madre – der Mutter-Insel der berühmten Borromäischen Inseln. Sie liegt etwas abseits des Touristenstromes. Nach einer halber Stunde angekommen, erlebt man zunächst einen herrlichen botanischen Garten – nur leider etwas spät, denn Azaleen, Kamelien und ähnliche Pflanzen sind fast verblüht; sie lassen aber noch die volle Schönheit erahnen. Dafür als Ausgleich zahlreiche weiße und graue Pfauen. Die männlichen Tiere balzen mit ihren Riesenfederrädern um die weiblichen, die aber recht uninteressiert nach Futter picken. Ab und zu auch ein Goldfasan in prachtvollem Federkleid. Wer von uns Älteren entsinnt sich noch, dass höhere Ränge der NSDAP-Funktionäre wegen ihrer pompösen Uniform auch als „Goldfasan“ bespöttelt wurden?

Dann am höchsten Punkt der Insel: Der Palazzo! Mehrstöckig, hohe Räume, würdig für Familien voller Geld – und auch Kultur! Eine Flut von Prunk, und aber auch Wohn- und Schlafräumen mit Möbeln, Bildern und Geschirr vom 17. bis 19. Jahrhundert. Etwas ganz Besonderes ist eine Puppensammlung und mehrere Räume für private Marionetten-Theater. Unter den vielen Kulissen fällt die grausliche Höllen-Darstellung besonders auf.

Es wird Mittag und die Sonne zeigt sich: Der Berg ruft! Mit 1.491 Metern ist der Mottarone oberhalb von Stresa der höchste Berg der näheren Umgebung. Eine Seilbahn in zwei Teilstrecken führt hinauf. Die letzte Strecke geht per Sessellift zum Gipfel. Oben ist es frisch, windig mit gelegentlichen Schneeflocken – aber ich bin ganz allein. Kein anderer Besuch ist da. Der Himmel wird teils blau, teils wolkenverhangen. Es gibt Momente mit herrlichen Ausblicken auf den Lago Maggiore bis zur Schweiz, zu anderen Seen in der Umgebung; und großartig: Der Blick bis zum Monte-Rosa-Massiv bedeckt mit Schnee. Dazu eine Stille, die geradezu eindrucksvoll ist. Da kommen schon Gedanken an Gottes Schöpfung und der Dank, dass man es erleben durfte. Es war einer der Höhepunkte dieser herrlichen Reise!

Text: Uwe Cramer

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